Wer kennt nicht eine ähnliche Story; Zwei Menschen lernen
sich spät abends in einer Bar kennen. Sie sind sich auf Anhieb sympathisch und
schon bald senden sie gegenseitig unmissverständliche Signale aus. Wenige Tage
später treffen sie sich bereits wieder, gehen spazieren, ins Kino oder
romantisch essen, halten Händchen und kurz darauf folgt der erste Kuss. Alles
scheint perfekt, die beiden steuern auf eine glückliche Beziehung zu... Bis
sich der eine aus unerklärlichen Gründen plötzlich zurückzieht. Er meldet sich
nicht mehr, hat nie Zeit, wirkt distanziert und kühl...
Die Beziehungsangst
Die Ursache der Beziehungsangst kann sehr vielseitig sein.
Zumeist resultiert sie jedoch aus Erfahrungen in der Kindheit.
Sei es, dass die Bezugsperson dem Betroffenen zu viel Liebe
schenkte, ihn dauernd verhätschelte, kaum aus den Augen liess und dem Kind somit
keinerlei Möglichkeit einräumte, sich uneingeschränkt zu entwickeln und seine
Erfahrungen zu machen. Sei es, dass sich das Kind aufgrund von Enttäuschungen
durch die Bezugsperson (häufiges Alleinelassen, heftige
Stimmungsschwankungen,...) mit diesem Verhalten zu schützen lernte und versuchte,
niemanden mehr zu nahe an sich heran zu lassen. Das Kind, und später der
Erwachsene, schützt sich mit Hilfe eines solch abweisenden, plötzlich sehr
distanzierten und mitunter verletzenden Verhalten mit aller Macht vor weiteren
Enttäuschungen, kennengelernten Verlustängsten* oder der mangelhaften
Möglichkeit zur eigenen, freien und individuellen Entfaltung.
In einigen Fällen kann die Beziehungsangst aber auch im
Erwachsenenalter begründet sein. Erlebte jemand eine Partnerschaft, die durch
Eifersucht gekennzeichnet war, die bis hin zum persönlichen Freiheitsentzugs
oder zur körperlichen Gewalt führte, oder fehlte der betroffenen Person schlichtweg
die Möglichkeit etwas für sich alleine zu unternehmen oder sich persönlichen/beruflich
weiter zu entwickeln, kann auch im Erwachsenenalter eine Aversion und Angst vor
dem erneuten Erleben einer solch einengenden Beziehung resultieren. Die
erworbene Beziehungsangst ist dabei so stark, dass die Befürchtungen auf alle
potentiellen Partner generalisiert werden.
So finden wir unter den Personen mit Beziehungsangst des
Öfteren die allseits bekannten „Lonely Fighters“ und „ewigen Singles“.
Was kann getan
werden?
Wie bei der Verlustangst ist auch bei der Beziehungsangst die
Voraussetzung für eine Therapie, dass sich der Betroffene bezüglich seiner
Problematik bewusst ist.
In einem nächsten Schritt werden die typischen und eigenen,
problembehafteten Verhaltensmuster analysiert und die vorhandenen Ängste
detailliert unter die Lupe genommen.
Erst danach ist es möglich, in kleinen Schritten das eigene
Verhalten zu ändern und erste Schritte hin zu einer neuen Partnerschaft zu
wagen.
Nebst diesem Vorgehen werden im Therapieverlauf die
zugrundeliegenden, persönlichen Ursachen und Glaubenssätze für die eigene Beziehungsangst
betrachtet sowie verarbeitet respektive andere, individuelle Probleme und Ziele
fokussiert.
*Über die Verlustangst habe ich in meinem letzten Beitrag
geschrieben.
PBCH - Psychologische Beratungen Corina Haselmann
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