Samstag, 12. April 2014

Wenn die Liebe mit Angst einhergeht... – Teil 2, Beziehungsangst



Wer kennt nicht eine ähnliche Story; Zwei Menschen lernen sich spät abends in einer Bar kennen. Sie sind sich auf Anhieb sympathisch und schon bald senden sie gegenseitig unmissverständliche Signale aus. Wenige Tage später treffen sie sich bereits wieder, gehen spazieren, ins Kino oder romantisch essen, halten Händchen und kurz darauf folgt der erste Kuss. Alles scheint perfekt, die beiden steuern auf eine glückliche Beziehung zu... Bis sich der eine aus unerklärlichen Gründen plötzlich zurückzieht. Er meldet sich nicht mehr, hat nie Zeit, wirkt distanziert und kühl...

Die Beziehungsangst
Die Ursache der Beziehungsangst kann sehr vielseitig sein. Zumeist resultiert sie jedoch aus Erfahrungen in der Kindheit.

Sei es, dass die Bezugsperson dem Betroffenen zu viel Liebe schenkte, ihn dauernd verhätschelte, kaum aus den Augen liess und dem Kind somit keinerlei Möglichkeit einräumte, sich uneingeschränkt zu entwickeln und seine Erfahrungen zu machen. Sei es, dass sich das Kind aufgrund von Enttäuschungen durch die Bezugsperson (häufiges Alleinelassen, heftige Stimmungsschwankungen,...) mit diesem Verhalten zu schützen lernte und versuchte, niemanden mehr zu nahe an sich heran zu lassen. Das Kind, und später der Erwachsene, schützt sich mit Hilfe eines solch abweisenden, plötzlich sehr distanzierten und mitunter verletzenden Verhalten mit aller Macht vor weiteren Enttäuschungen, kennengelernten Verlustängsten* oder der mangelhaften Möglichkeit zur eigenen, freien und individuellen Entfaltung.

In einigen Fällen kann die Beziehungsangst aber auch im Erwachsenenalter begründet sein. Erlebte jemand eine Partnerschaft, die durch Eifersucht gekennzeichnet war, die bis hin zum persönlichen Freiheitsentzugs oder zur körperlichen Gewalt führte, oder fehlte der betroffenen Person schlichtweg die Möglichkeit etwas für sich alleine zu unternehmen oder sich persönlichen/beruflich weiter zu entwickeln, kann auch im Erwachsenenalter eine Aversion und Angst vor dem erneuten Erleben einer solch einengenden Beziehung resultieren. Die erworbene Beziehungsangst ist dabei so stark, dass die Befürchtungen auf alle potentiellen Partner generalisiert werden.

So finden wir unter den Personen mit Beziehungsangst des Öfteren die allseits bekannten „Lonely Fighters“ und „ewigen Singles“.

Was kann getan werden?
Wie bei der Verlustangst ist auch bei der Beziehungsangst die Voraussetzung für eine Therapie, dass sich der Betroffene bezüglich seiner Problematik bewusst ist.

In einem nächsten Schritt werden die typischen und eigenen, problembehafteten Verhaltensmuster analysiert und die vorhandenen Ängste detailliert unter die Lupe genommen.

Erst danach ist es möglich, in kleinen Schritten das eigene Verhalten zu ändern und erste Schritte hin zu einer neuen Partnerschaft zu wagen.

Nebst diesem Vorgehen werden im Therapieverlauf die zugrundeliegenden, persönlichen Ursachen und Glaubenssätze für die eigene Beziehungsangst betrachtet sowie verarbeitet respektive andere, individuelle Probleme und Ziele fokussiert.



*Über die Verlustangst habe ich in meinem letzten Beitrag geschrieben.

PBCH - Psychologische Beratungen Corina Haselmann
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